07.12.2022
Drohne fliegt medizinische Proben ins Labor
Die Laborgruppe Dr. Risch startet gemeinsam mit dem Start-Up Jedsy ein Pilotprojekt zum Transport von Laborproben mittels Drohne. Der Probentransport gestaltet sich dadurch schneller und umweltfreundlicher. Zum Einsatz kommt eine Weltneuheit: eine einzigartige Drohne, die am Fenster andocken kann. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat die erste Flugroute vom Labor in Vaduz zum Labor in Buchs SG bereits genehmigt.
Täglich sind schweizweit rund 50 Kurierfahrerinnen und -fahrer für Dr. Risch im Einsatz. Sie bringen medizinische Proben innerhalb weniger Stunden in die regionalen Labore. «Wie wichtig dieser Dienst für das Gesundheitswesen ist, haben die letzten zwei Jahre während der Coronapandemie eindrücklich gezeigt. Stehen die Kurierfahrzeuge jedoch im Stau oder sind sie in den Stosszeiten unterwegs, verzögert sich der geplante Tagesablauf rund um die Analyse und die ärztliche Diagnose,» erläutert Dr. med. Martin Risch, CEO der Dr. Risch-Gruppe. Gemeinsam mit dem Start-Up Jedsy hat die Dr. Risch-Gruppe darum ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, bei dem die Proben mittels Drohne ins Labor geflogen werden. «Damit wollen wir einen noch besseren Service bieten, der schlussendlich den Patientinnen und Patienten zugutekommt», betont Risch. Die erste Route wurde nun zwischen den Laborstandorten Buchs SG und Vaduz durch das BAZL genehmigt.
Einzigartige Drohne mit ersten Erfolgen
Das Start-Up Jedsy hat eine völlig neuartige Drohne entwickelt, die ausserhalb vom Fenster oder Balkon andocken kann. Das Be- und Entladen der Drohne dauert dann nur wenige Sekunden und erfolgt bei jedem Wetter bequem vom Fenster aus. Die Dockingstation lädt zudem den Akku der Drohne auf, sodass das Fluggerät jederzeit einsatzbereit und innerhalb von 60 Sekunden in der Luft ist. Jedsy hat den sogenannten Segler so konzipiert, dass er deutlich leiser ist als bekannte Multikopter. Alle Systeme sind redundant und daher ausfallsicher ausgelegt. Jedsy und Dr. Risch legen grossen Wert auf die Privatsphäre: Der Betreiber verfolgt per Livestream den Flugverlauf der Drohne, sobald sie sich aber dem Gebäude nähert, wird die Umgebung mit Ausnahme der Dockingstation unscharf gezeichnet.
«Mit der neuen Drohne haben wir bereits wichtige Flugerfahrung in Malawi gesammelt, wo im Rahmen des UNICEF-Drohnenkorridors über 5’000 Flüge durchgeführt wurden», erklärt Herbert Weirather, CEO von Jedsy. «Dort werden bereits Gesundheitszentren mit kritischen Medikamenten von Jedsy beliefert und der Service wird kontinuierlich ausgebaut».
Transportdrohnen gehört die Zukunft
Drohnentransporte sind in der Schweiz nicht neu, waren in der Vergangenheit jedoch mit einigen grösseren Herausforderungen konfrontiert. Einige grössere Transportunternehmen haben bereits Testflüge durchgeführt, meist wurden die Projekte jedoch eingestellt. So waren oft drei Personen pro Flug involviert, je eine Person für Start- und Landeplatz sowie der Operator. Dazu kamen aufwendige Checklisten und Verpackungen, was die Vorbereitungszeit oft auf mehr als 20 Minuten erhöhte. Mit der neuartigen Drohne von Jedsy gehören diese Herausforderungen der Vergangenheit an. Zusätzlich für Aufwind sorgte eine kürzlich veröffentlichte Vorschrift der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA), die bald auch in der Schweiz gelten wird. Durch die neue Vorgabe können Luftfahrtunternehmen wie Jedsy ihre Paketlieferdrohnen vollständig zertifizieren lassen. Dadurch könnte schon ab 2024 das gesamte Gesundheitssystem schneller und kosteneffizienter per Drohnenlieferungen versorgt werden.