Medikamente

Die Medikamenten-Spiegelmessung stellt einen bedeutenden Beitrag für den sicheren und wirksamen Einsatz zahlreicher von therapeutischer Wirkstoffe dar. Neben einigen wenigen Medikamenten, welche traditionellerweise mit immunologischen Methoden erfasst werden (z. B. die Antibiotika Vancomycin, Amikacin, Tobramycin oder die Herzglycoside Digoxin und Digitoxin), wird der Grossteil der Spiegelmessungen mit HPLC oder LCMS (Massenspektrometrie) analysiert – für über 100 Medikamente täglich an sechs Tagen in der Woche (Mo - Sa).


Unter dem englischen Begriff «TDM – therapeutic drug monitoring» versteht man die vorzugsweise regelmässige Ermittlung und Bewertung von bestimmten Arzneistoffspiegeln im Blut der Patientin / des Patienten. Viele Medikamente, beispielsweise mit Indikationen im Bereich der Psychiatrie, der Transplantations-Medizin, oder auch der Infektiologie und der Krebstherapie zeigen eine gute Korrelation zwischen dem systemischen Medikamentenspiegel und der Medikamentenwirkung. Innerhalb einer bestimmten Konzentrationsspanne (therapeutischer Zielbereich) tritt die gewünschte pharmakologische Wirkung ein. Unterhalb dieses Bandes vermindert sich die Wirksamkeit des Arzneistoffs bzw. tritt gar keine Wirkung ein, oberhalb treten vermehrt unerwünschte bis toxische Nebenwirkungen auf. Stoffe, welche eine Spiegel-Wirkbeziehung zeigen, haben häufig eine ungenügende Dosis-Wirkbeziehung. Dies ist die Folge der interindividuellen Unterschiede in der Physiologie der Patientinnen und Patienten – die Dosis muss an diese angepasst werden um den optimalen Plasma-Spiegel zu erreichen.

Somit ist für eine Vielzahl von Medikamenten eine korrekte Erfassung der systemischen Spiegel notwendig, um festzustellen, ob der Arzneistoff optimal dosiert ist bzw. ob der Plasmaspiegel nach Erreichung des Steady-State (Gleichgewicht von Resorption und Elimination) im therapeutischen Bereich zu liegen kommt. Nur so lassen sich eine Über- oder Unterversorgung vermeiden und Nebenwirkungen oder ein mögliches Therapieversagen effizient verhindern. Das ist vor allem dann von Bedeutung, wenn das angewendete Medikament in der Handhabung bekannt «schwierig» ist - etwa bei Vorliegen eines sehr schmalen therapeutischen Bereichs. Weitere wichtige Einflussgrössen auf den Medikamenten-Stoffwechsel sind das Alter (speziell bei geriatrischen Personen, aber auch bei Kindern), die Co-Medikation (z. B. Induktion oder Suppression der Verstoffwechselung) und das Vorliegen von relevanten genetischen Polymorphismen. Von zentraler Bedeutung ist weiters, dass die therapeutischen Bereiche in der Regel für die Talspiegel, sprich die Spiegel vor der nächsten Medikamenteneinnahme, gelten. Weicht man von diesem Entnahmezeitpunkt ab, ist bezüglich der Vorgabe des therapeutischen Bereiches mit falsch hohen Spiegellagen zu rechnen.


Ergebnisinterpretation

Aufgrund der erörterten Komplexität kommt der Interpretation der Messergebnisse besondere Bedeutung zu. Sind Therapieschemata, die Co-Medikation und sonstige Einflussgrössen wie etwa Tabakkonsum bekannt, kann für viele Arzneimittel gut abgeschätzt werden, ob der gefundene Spiegel dosisadäquat ist. Abweichungen davon können Ausdruck mangelnder Compliance oder stoffwechselrelevanter genetischer Veränderungen sein (siehe Pharmakogenetik). In beiden Fällen ist die Messung von Metaboliten und deren Beurteilung relevant. Die Interpretationsvorgaben – zumeist für die Ratio aus Analyt und Metabolit – wird der Fachliteratur entnommen. Die Arbeitsgruppe «Therapeutisches Drug Monitoring» der AGNP, welche die führenden Fachleute des deutschen Sprachraumes vereinigt, hat dafür mit breit angelegte Konsensus-Leitlinien die Voraussetzungen geschaffen.

Reicht der Blick in diese Leitlinien nicht aus, so ist eine weiterführende pharmakologische Beratung angezeigt. Durch eine Kooperationsvereinbarung mit der von Prof. Eveline Jaquenoud Sirot an der PDAG / Klinik Königsfelden gegründeten MediQ steht diese pharmakologische Interpretations- und Beratungsleistung den Zuweisern der Dr. Risch-Gruppe kostenlos zur Verfügung. Die für die Interpretation notwendigen Informationsabfragen finden sich auf der Rückseite des Medikamenten-Auftragsformulars. Interpretationen können auch nach einer Spiegelmessungs-Beauftragung durchgeführt werden. In allen Fällen erhalten Sie einen kombinierten Befund mit Messergebnissen und Interpretation.


Pharmakogenetik

Eine Vielzahl von Genen beeinflusst die Aufnahme und Verstoffwechselung von Medikamenten. Da bei der Verstoffwechselung von Medikamenten in der Leber den Cytochrom P450 Monooxygenasen (CYPs) eine zentrale Bedeutung zukommt, sind Mutationen an diesen Enzymen, welche einen Stoffumsatz beschleunigen oder hemmen, besonders relevant. Es empfiehlt sich daher möglichst vor Therapiebeginn (prospektiv) oder bei Anlass (retrospektiv), eine pharmakogenetische Analyse durchzuführen, um Aufschluss über genetische Dispositionen zu erhalten, welche eine Anpassung des Therapieschemas notwendig machen. In einigen Fällen ist die Evidenzlage so gut, dass eine pharmakogenetische Abklärung vor Therapiebeginn zwingend notwendig ist. Weiterführende Informationen dazu finden sich im Fachbereich Pharmakogenetik.

Alle notwendigen präanalytischen Angaben, Referenzbereiche und Hinweise für die Medikamenten-Spiegelmessungen finden Sie detailliert in unserem Analysenverzeichnis RiBook (z. B. Amisulprid). Sollten Sie ein gewünschtes Medikament nicht im RiBook oder auf dem Auftragsformular finden, so bitten wir diese Anforderung als Spezialanalyse zu tätigen. Für den sehr seltenen Spezialfall, dass die interne Abarbeitung nicht möglich ist, stehen der Dr. Risch-Gruppe eine Reihe akkreditierter Partnerlabore zur Verfügung, um diese Aufträge zu bearbeiten.