13.03.2025
29. Diagnostik-Symposium: Alles hat seine Zeit
Am 13. März 2025 fand in Schaan das 29. Diagnostik-Symposium von Dr. Risch statt. Rund 160 Fachpersonen aus dem deutschsprachigen Raum nahmen an der Fortbildung zum Thema «Alles hat seine Zeit» teil. Die Fachtagung stand unter dem Patronat der Liechtensteinischen Ärztekammer, dem Ärzteverein Werdenberg-Sarganserland sowie der Privaten Universität im Fürstentum Liechtenstein (UFL). Erstklassige Referentinnen und Referenten sprachen über Fragestellungen aus dem klinischen Alltag und bewährte Praktiken im Bereich der Diagnostik.
Das Leben ist geprägt von verschiedenen Phasen, die jeweils eine eigene Bedeutung haben. Die bewusste Gestaltung und Wahrnehmung dieser Abschnitte sind von grosser Bedeutung. Am diesjährigen Symposium von Dr. Risch stand daher das Thema «Alles hat seine Zeit» im Mittelpunkt. Dabei ging es um Aspekte aus den Themengebieten Ernährung, Bildschirmzeit, Glück, Persönlichkeitsentwicklung, Leistungsoptimierung und das Sterben.
Bildschirmzeit in der Kindheit: Wieviel ist genug?
Die Digitalisierung rast weitgehend ungebremst in die Kinderstuben und Jugendzimmer und bringt gesundheitliche Risiken für die Kinder mit sich. Dazu gehören Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder Beeinträchtigungen bei der Sprachentwicklung. Die Generation junger Eltern ist konfrontiert mit der Frage, wie sie den Bildschirmkonsum ihrer Kinder regulieren soll. Zu viel, zu wenig, gerade richtig und ab wann? Dr. med. Silke Schwarz von der Universität Witten/Herdecke stellte eine neue Leitlinie zur Prävention von unregulierter Bildschirmnutzung bei Kindern und Jugendlichen vor. Darin erhalten Kinder- und Jugendmediziner, Schulen und Eltern Empfehlungen und Tipps im Umgang mit Bildschirmmedien.
Die Biologie des Glücks
Dr. med. Marc Risch, Mitgründer des Clinicum Alpinum und der Stiftung Tiefsinn, beschrieb in seinem Referat das Phänomen Glück aus verschiedenen Perspektiven. Er beleuchtete mehrere Aspekte aus dem noch jungen Forschungsgebiet der Glücksforschung und stellte Verknüpfungen zu gängigen Krankheits- und Gesundheitskonzepten vor. Der Satz «Momente des Glücks sind Momente der Heilung», ist schnell gesagt. Doch wie überträgt man dies Haltung auf den Alltag? Marc Risch gab dazu inspirierende Gedanken und erklärte, wie man das eigene Leben und jenes von anderen Menschen durch das Verständnis des Glücks verbessern kann.
Leistungsoptimierung im Spitzensport
Im Spitzensport geht es häufig um jede Sekunde und um die Optimierung jedes noch so kleinen Details. Dr. med. Hanspeter Betschart, Chefarzt an der Berit SportClinic und Chief Medical Officer von Swiss Olympic, führte in seinem Vortrag aus, warum Höchstleistungen ohne medizinische Betreuung nicht mehr möglich sind. Dazu gehören etwa präventive Massnahmen wie EKG-Untersuchungen sowie Laboranalysen zur Früherkennung von Mangelerscheinungen und Erkrankungen. In der akuten Phase von Verletzungen ist eine schnelle und gezielte Behandlung entscheidend für den Erfolg. Dazu müssen oft Diagnosen unter Zeitdruck getroffen werden, auch hier sind Laborergebnisse von grösster Wichtigkeit.
Können wir unsere Persönlichkeit verändern?
Prof. Dr. Marie Hennecke von der Ruhr-Universität Bochum ging der Frage nach, ob sich unsere Persönlichkeit im Erwachsenenleben ändert, oder ob wir mit 70 im Grunde noch dieselbe Person wie mit 20 sind. Zu Hilfe nahm sie das Modell der fünf Persönlichkeitseigenschaften, der «Big five». Sie zeigte auf, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass wir uns während dem gesamten Erwachsenenleben verändern. Häufig werden wir gelassener, sind aber gleichzeitig weniger offen für Neues. Wir können zudem die Persönlichkeit verändern, indem wir uns gezielt anders verhalten, bis wir neue Gewohnheiten haben, welche unsere Persönlichkeit stark prägen.
Mediterrane Diät und achtsames Essen
Prof. Dr. med. Zeno Stanga von der Universität Bern sprach über das Konzept des achtsamen Essens. Dabei geht es um die bewusste Aufnahme von Nahrung und die damit verbundenen Vorteile für die Gesundheit. Langsames und aktives Kauen verbessert etwa die Verdauung und reduziert Magenbeschwerden. Wer bewusster isst, erkennt schneller das Sättigungsgefühl und vermeidet übermässiges oder emotionales Essen, was positive Auswirkungen auf das Körpergewicht und den Blutzuckerspiegel hat. Mediterranes Essen eignet sich hervorragend für die achtsame Ernährung. Sie ist reich an frischen Lebensmitteln und darüber hinaus sehr genussvoll. Studien zeigen, dass Menschen, die sich mediterran ernähren, oft eine höhere Lebenserwartung haben und seltener an chronischen Krankheiten leiden.
Alles hat seine Zeit – auch der Tod
Im Leben hat alles seine Zeit und wir alle leben mit dem Bewusstsein, dass unser Leben endlich ist und wir eines Tages sterben. Dr. med. Adrian Schmidt, Stv. Chefarzt Onkologie und Hämatologie am Stadtspital Triemli in Zürich, sprach über das Sterben und unterschiedliche philosophische und religiöse Herangehensweisen an das Thema. Er gab zudem interessante Einblicke in Sterbestatistiken und erläuterte, wie sich unser Umgang mit dem Tod in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Auch ging er wissenschaftlich der Frage nach, was uns im Leben wirklich glücklich macht – es sind meist gute Beziehungen zu Mitmenschen, die unser Leben letztlich erfüllen.